Geschichtliches von Hinterzinnwald

Leidgeprüfter Bergflecken Hinterzinnwald

Vorwort

Der in vielen alten Schriften auch als “Bergstadt” bezeichnete Markt- und Bergflecken Böhmisch – Zinnwald verdankt seinen ehrwürdigen Namen dem edlen Metall und dem prächtigen, fast undurchdringlichen Wald. Die Geschichte Zinnwalds begann urkundlich nachgewiesen 1378, es deutet aber einiges daraufhin das der Ort wesentlich älter ist und es wird angenommen das der Ort schon im 11. Jahrhundert existierte. Das genaue Entstehungsjahr wird aber wohl nie ermittelt werden können, da zahlreiche wichtige Dokumente aus der Vergangenheit nicht mehr existieren, bzw. nie existiert haben. Fest steht aber das die lange, traditionelle Geschichte Zinnwalds von Graupen her seinen Anfang nahm und wir hier die erste urkundliche Benennung des Ortes, am 22.11.1378, als Entstehungsdatum fixieren. In welchem Jahr genau die ersten Bewohner auf dem Gebiet des späteren Hinterzinnwald siedelten ist nicht mehr feststellbar.

Geschichte Hinterzinnwalds

Das genaue Entstehungsjahr ist also leider auch hier nicht konkret feststellbar, wir nehmen aber auch hier das Jahr 1378 an und das hier die ersten Bergleute aus Graupen anfingen nach Erz zu graben und sich hier ansiedelten. Man kann in den Anfangsjahren auch noch nicht von zwei verschiedenen Orten oder Gemeinden sprechen, dazu sind gerade diese beiden Ortsteile geschichtlich zu eng miteinander verbunden. Aufgrund fehlender Aufzeichnungen ist es ja auch nicht sicher feststellbar wo die erste Unterkunft erbaut wurde und damit der Grundstein für die weitere Entwicklung von Zinnwald gelegt wurde. Im Laufe der langen Geschichte des Bergflecken Zinnwalds hat es sich aber herauskristallisiert das die Ortsteile quasi als getrennte, eigenständige Orte betrachtet wurden.

Hinterzinnwald war lange Zeit unter der Herrschaft des Fürsten Lobkowitz und entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zum größten und prächtigsten Teil Zinnwalds, der durchaus stadtähnlichen Charakter hatte. Vor der teilweisen Zerstörung und den damit verbundenen Vertreibungen nach dem 2. Weltkrieg standen in Hinterzinnwald an die 280 Gebäude und die Einwohnerzahl belief auf ca. 1500, diese für ein Erzgebirgsdorf enormen Ausmaße sollte es danach leider nie wieder erreichen.

Kirchengeschichte Hinterzinnwalds

Die Kirchengeschichte spielte natürlich, wie in allen Teilen Zinnwalds, auch in Hinter – Zinnwald eine entscheidende und sehr wesentliche Rolle, auf die wir an dieser Stelle aber nicht mehr genauer eingehen wollen.

Wer daran Interesse hat findet dies seperat unter Kirchengeschichte auf Webseite.

Im Zuge der Gegenreform wurde Böhmisch – Zinnwald, am 04.10.1728, als eigenständige Pfarrei gegründet und erhielt im Jahre 1732 eine eigene Pfarrkirche. Die Kirche trägt seitdem den Namen “Maria Himmelfahrt” und auf dem zugehörigen Friedhof fanden viele Böhmisch – Zinnwalder ihre letzte Ruhe.

Die Kirche war prunkvoll ausgestattet, im Innenraum befanden sich zahlreiche wertvolle und herrliche Altäre, wunderschöne Deckenbilder, zwei Beichtstühle, eine Kanzel, ein Taufbecken und eine große Orgel auf der Empore der Kirche. Im Gebälk der Kirche waren drei große Glocken installiert wurden, welche 1733 das erste mal über Zinnwald erklangen.

Das Leben in Hinterzinnwald

Hinterrzinnwald war genau wie Vorderzinnwald anfangs eine Streusiedlung in der fast jede Familie ein Haus, etwas Feld und Vieh besaß. Die Bewohner waren auch hier überwiegend Bergleute, Holzfäller, Handwerker und einige Wenige bestritten ihren Lebensunterhalt auch als Bauern. Das Leben der Menschen unterschied sich nicht grundlegend von dem in Vorderzinnwald deshalb gehen wir hier nicht mehr so genau darauf ein, es waren ja schließlich Nachbarn die auch sehr viel gemeinsam unternahmen.

In Hinter – Zinnwald, neben der Kirche (linkes Gebäude auf dem obigen Bild) stand seit 1845 die Volksschule von Böhmisch – Zinnwald, es gab aber bereits 1730 eine kleine Schule in Hinterzinnwald. Hier gab es aber aufgrund der Größe des Ortes ein regeres und stärker ausgeprägtes Vereinsleben, viele Vereine wurden aber von Vorder- und Hinterzinnwaldern gleichermaßen genutzt.

Vereine in Hinterzinnwald

Deutscher Turnverein Zinnwald

1911 wurde der Verein gegründet, er war Mitglied im Deutsch-Böhmischen Turnverband und wurde nach dem 1. Weltkrieg vom neugegründeten Deutschen Turnverband übernommen. Dieser erstreckte sich über die gesamte CSR, das Ziel des Vereins lag in der körperlichen und geistigen Ertüchtigung seiner Mitglieder.

Katholischer deutscher Jugendbund “Bergfried

Erstmals am 05.08.1917 gegründet und dann nochmals Anfang der 20er Jahre. Der Verein traf sich einmal in der Woche zu Gesang und Spiel, weiterhin veranstalteten sie pro Jahr zwei öffentliche Theatervorführungen.

Katholischer Deutscher Mädchenbund “Edelweiß

Nach dem 1. Weltkrieg gegründet war der Verein für Mädchen ab 14 Jahren gedacht war sozusagen das Gegenstück zum kath. Jugenbund “Bergfried” und traf sich ebenfalls einmal pro Woche zu Gesang und Spiel.

Gebirgsverein Teplitz,
Zweigverein Zinnwald


Die Mitglieder setzten ehrenamtlich die Wege in Stand und legten neue Wanderwege mit Markierungen (zum Teil mit Bänken und Schutzhütten) an.

Die KreuzfahrerHierbei handelt es sich um einen christlichen Verein der 1934 gegründet wurde und der dem Verband der katholischen Pfadfinder angeschlossen war. Es wurden Wanderungen durchgeführt und Lieder gesungen.

Kranken-Unterstützungsverein

Der Verein wurde noch vor der Jahrhundertwende ins 1900 Jh. gegründet und diente dazu Mitglieder in Notsituationen finanziell zu unterstützen, es waren meist Selbstständige und Gewerbetreibende die dem Verein beitraten und mit Monatsbeiträgen eine Art Krankenversicherung finanzierten, die es zu dieser Zeit noch nicht gab.

Männergesangsverein “Liederkranz”

Sehr aktiver Männergesangsverein, die Gesangsproben wurden im Gasthaus “Zur Grünen Wiese” abgehalten.

Mit dem wachsendem Interesse der Touristen entstanden auch in Hinter-Zinnwald zahlreiche Gastwirtschaften und Hotels. Hinter-Zinnwald blühte zu einer ansehnlichen und stadtähnlichen Gemeinde auf.

Bei den Gastwirtschaften, bzw. Hotels handelte es sich um das Sporthotel “Berghof Ausspanne”, die Gasthäuser “Biliner Bierhalle”, den “”Bergmannsgruß/Sudetenhof”, den “Sängergruß”, die “Seegrundmühle”, die “Erzgebirgsbaude”, “Stadt Altenberg”, “Kammweg” und das Gasthaus “Zur Linde”.

Gewerbe

In Hinter-Zinnwald gab es natürlich nicht bloß Gasthäuser oder Hotels. Hier waren die verschiedensten Gewerbe ansässig, es gab Fuhrunternehmen, Bäcker, Fleischer, eine Wagnerei, eine Blechnerei, Konsum / Kaufhaus und nicht zu vergessen die Erzgruben; Tischler, Schuster, Schmiede und natürlich auch Schneider gingen hier ebenso ihrem Handwerk nach.

Lage

Die “Bergstadt” Hinterzinnwald liegt über 800 m hoch auf einem Hochplateau des Erzgebirgskammes, im Böhmischen Teil von Zinnwald, dem heutigen tschechischen “Cinovec” (Zinnberg) und gehört dem Kreis Teplitz – Schönau an. Der Ort ist heute gleich nach dem Grenzübergang an seinen zahlreichen Buden und Läden, die meist von Vietnamesen betrieben werden, an verschiedenen kleineren Gaststätten und an mehreren Tankstellen zu erkennen, auch der Militärschacht steht noch ungenutzt im Ortsbereich.

Vertreibung und versuchte Vernichtung

Nach Kriegsende im Mai 1945 waren auch die Bewohner Hinter-Zinnwalds Plünderungen durch die Russen ausgesetzt und auf Anweisung der damaligen tschechischen Regierung wurden auch hier Vertreibungen durchgeführt. Diese trafen in Zinnwald bereits im Mai und Juni 1945 die ersten Bewohner Böhmisch – Zinnwalds. In Hinterzinnwald wurden ebenfalls bis 1948 zahlreiche Bewohner aus ihrer Heimat vertrieben und verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Sie mussten sich nahezu auch mittellos, fern der Heimat und ohne größere Hilfe eine neue Existenz aufbauen.

Ihr Heimatort Hinterzinnwald wurde nach der Vertreibung und in den darauffolgenden Jahren unter der kommunistischen Regierung radikal zurückgebaut, von damals ca. 280 Häusern stehen heute gerade mal noch an die 80 Gebäude.

1950 wurde Böhmisch – Zinnwald, durch ein Dekret der CSSR, in Cinovec (Zinnberg) umbenannt. So verlor der Ort dann auch noch seinen ehrwürdigen fast 600jährigen Ortsnamen und damit ging die ehemalige deutsche Gemeinde quasi vollends unter.

Abschließen möchte ich diesen Teil der Webseite mit den Worten unseres unvergessenes Heimatdichters Max Tandler, der sich mit seinen Gedichten und Liedern maßgeblich für die Erhaltung der Zinnwalder Mundart eingesetzt hat.

Meine Heimat

Jed’s Heis’l stieht für sich elleene,
zenztrimm do wächst e Finkl Gros,
monchmo is Fald a weech und feichte,
do wächst ock Leisrich und bill Moos.

Elleene, außerholb von Heisern,
do tut die alte Karche stieh,
und glei drimrimm, do is der Karchhof,
do kumm die, wos geschtorm sei, hie.

Es wochsen keene Barn und Karschen,
ock Abschbeerbeemer sei zu finn,
und zeitlich schneit’s su das de Leite
kamt des bil Hoower rei bren(g) kinn.

Im Schochte findt mer schiene Steene,
mer findt do Wulfern und’s Zie,
olleng do sieht mer Glimmer glinzern,
mer braucht ock in de Halden gieh.

Vie grußer Buusch is in der Nähe
mit Hulze, Heelbeern und mit Schwämm,
von dorte hullt mer Hucken Reisig,
im Summer a bill Buuschgros hemm.

Der Winter dauert damisch lange,
do schneit’s und stöwert’s monchen Tog,
monchmo ist nischt ols Nawel,
er liecht su dicke wie e Soog.

Der Oraum hängt on jed’n Baame,
on jeder Stange, jed’n Haus
und moncher Baam, dar bricht do nieder,
er is ze schwoch und hält’s ni aus.

Ganz in der Nähe ist de Grenze,
in Sochsen is mer in en Nu,
es läßt sich a ganz leische poschen;
mei Ziewald, des bist du.

Max Tandler

Kommentare sind geschlossen.