Die Kirche und der Glauben in Zinnwald
Vorwort
Zinnwalds Entwicklung ist sehr stark durch die Kirche und den Glauben beeinflusst worden, aus diesem Grund haben wir uns entschlossen auf die Entwicklungsgeschichte der Kirche im Erzgebirge und Böhmen etwas genauer einzugehen. Da wir aber keine Kirchenchronisten sind bitten wir vorab schon mal um Verständnis, das es hier hauptsächlich um die Entwicklung Zinnwalds geht und sich in einigen Punkten durchaus auch kleine Fehler eingeschlichen haben können.
Entwicklung der Glaubensrichtungen in Böhmen und Sachsen
Wie an anderer Stelle der Seite schon erwähnt wurde, verdanken wir die erste urkundliche Benennung Zinnwalds der Versetzung eines Pfarrers von Zinnwald nach Bernau im Jahre 1378. Zinnwald gehörte zu dieser Zeit der Diözese Meißen an, hatte aber noch keine eigene Pfarrei und gehörte der Pfarrei Geising an. Die Bewohner von Zinnwald waren damals aller Wahrscheinlichkeit katholischen Glaubens.
1419 In Böhmen brach der Hussitenkrieg aus, was den Anfang der Entnationalisierung der deutschen Gebiete mit sich brachte. Die Hussiten fielen im Folgejahr in Sachsen ein, plünderten und brannten ganze Städte und Dörfer nieder, so wurde z.Bsp. Altenberg gänzlich niedergebrannt. Infolge der Hussitenstürme und der damit verbundenen versuchten Ausrottung des Deutschtums, war in Böhmen größten Teils die deutsche Sprache verschwunden und es wurde tschechisch gesprochen. Ausnahmen bildeten einige Orte im Erzgebirge, im restlichen Böhmen gab es bis 1540 so gut wie keine rein deutsche Stadt mehr. 1489 Zinnwald wurde, nach Geisings Auspfarrung von Lauenstein, der neuerrichteten Kirche in Neu-Geising zugeteilt. 1517 Nach dem Thesenanschlages von Luther in Wittenberg begann die Reformation, die Zinnwald schon relativ früh erreichte. Im Jahre 1575 war der Ort überwiegend protestantisch. Einige wenige Bewohner blieben katholisch, mussten aber für ihre Andachten in die Kapelle “St. Wolfgang” auf dem Mückenberg gehen. 1555 Die Landesgrenze wird, nach dem Augsburger Religionsfrieden, auch zur Religionsgrenze. Sachsens Teil von Zinnwald war wie sein König evangelisch, der Böhmische katholisch. 1614 Vorder – Zinnwalder Bürger ersuchen die Aufnahme in die Pfarrgemeinde Fürstenau. 1618 Beginn des 30jährigen Krieges nach dem 2. Prager Fenstersturz. 1628 Die Bergstadt Graupen war gewaltsam wieder zum katholischen Glauben gewechselt. Der damalige Pastor der Stadt siedelte nach Zinnwald über um dort weiter den lutherischen Glauben zu pflegen. 1649 Ende des 30jährigen Krieges, mit dem Ergebnis das alle böhmischen Gebiete und deren Bewohner sich, durch kaiserliches Patent, wieder zum katholischen Glauben bekennen sollen, oder das Land meiden sollten. 1651 Zinnwald blieb trotz mehrerer Aufforderungen aus Graupen protestantisch. 1671 Ein Teil der Bewohner von Böhmisch – Zinnwald verlässt wegen ihres Glaubens das Land und geht ins evangelische Sachsen. Der Kurfürst von Sachsen Johann Georg II. nimmt sie auf und ganz in der Nähe der alten Heimat wird Alt-Georgenfeld gegründet. 1706 In Mariaschein wird eine neue katholische Kirche eingeweiht und man begann, nach nunmehr über zwanzigjähriger Pause, von da aus wieder mit jesuitischen Bekehrungsversuchen in Richtung Zinnwald. 1725 Aufgrund einer kaiserlichen Anordnung und eines königlich böhmischen Erlasses wurde mit der Vernichtung des Luthertums in Böhmen begonnen, was auch Zinnwald bald, auf bittere Weise, zu spüren bekommen sollte. 1728 Ein von ausgesuchten Missionären, Graf Philipp von Lobkowitz und Graf Franz Karl von Clary entworfener Plan, zur Vernichtung des Luthertums in Zinnwald, wurde mit aller Härte in die Tat umgesetzt. Die protestantischen Bewohner von Böhmisch – Zinnwald versuchten sich gegen alle Drohungen, die Auferzwingung des katholischen Glaubens und die drohende Ausweisung aus dem Land zur Wehr zu setzen und blieben bei ihrem Glauben. Sie verloren durch ihre Standhaftigkeit aber letztlich den größten Teil ihres Hab und Gutes, und so mussten im Dezember dieses Jahres 800 Bewohner, ihre Heimat verlassen.Sie gingen schweren Herzen über die Grenze, wo ihnen durch ihre sächsischen Nachbarn, Rudolf von Bünau aus Lauenstein und der Regierung Sachsens unter König August Hilfe zuteil wurde. Um das Elend der Vertriebenen zu lindern entstand bald darauf eine neue Häuserreihe mit 25 neuen Häusern neben Alt-Georgenfeld. Diese nannten sie Neu-Georgenfeld und bei Fürstennau entstand der Ort Gottgetreu.Bei den neuen Dörfern handelte es sich um sogenannte Exhulantendöfer oder -siedlungen, die von den Bewohnern die ihre Heimat des Glaubens wegen verlassen mussten gegründet worden. Die Grenze wurde schlagartig fast dicht gemacht, der Grenzverkehr zwischen Sachsen und Böhmen kam somit gänzlich zum Erliegen und die Menschen auf beiden Seiten waren von da an für viele Jahre getrennt.Böhmisch – Zinnwald wurde am 04.10.1728 als eigene Pfarrei gegründet wodurch Vorder – und Hinter – Zinnwald von den jeweiligen Pfarreien in Fürstenau und Geising losgelöst wurden. 1732 Fertigstellung der Pfarrkirche “Maria Himmelfahrt” am Ortsausgang von Hinter – Zinnwald die für 218 Jahre durchgehend von deutschen Priestern besetzt war. Die Kirche war mit zahlreichen Altären, einem prächtigen Deckengemälde, einer Orgel, drei Glocken und zwei großen bunten Bleiglasfenstern ausgestattet worden, neben der Kirche befindet sich auch der Friedhof Böhmisch – Zinnwalds. 1887 Fertigstellung und Einweihung der kleineren Wallfahrtskapelle “Marienkapelle” in Vorder – Zinnwald. Die Kapelle war mit herrlichen Glasfenstern, einer Glocke, einer Orgel und einer Monstranz ausgestattet. Am 01.11.1887 wurde in diese der Flügelaltar “Maria Heimsuchung” aus der lutherischen Kirche in Fürstenau nach Zinnwald überführt, nachdem sich die sächsische Königin Carola dafür eingesetzt hatte. Die Kapelle wurde zu einem beliebten Ziel für viele Pilger, die besonders zum zahlreich zum Kirchenfest am 02.07. zu Maria Heimsuchung erschienen. Fürstenauer und Zinnwalder feierten seitdem über viele Jahre hinweg gemeinsam das Fest Maria Heimsuchung.Leider wurde die Kapelle nach nur 60 Jahren, genau so wie ganz Vorderzinnwald, nach dem 2. Weltkrieg und der Vertreibung der Bewohner Vorderzinnwalds sinnlos zerstört und eingeebnet. Den wertvollen Flügelaltar haben zurückgebliebene deutsche Hinterzinnwalder in der Kirche “Maria Himmelfahrt” sichergestellt. 1909 Einweihung der neugebauten Exhulantenkirche in sächsisch Zinnwald. 1912 Die evangelische Pfarrgemeinde Zinnwald – Georgenfeld wird gegründet und als eigenständige Pfarrei erhoben. 1945 – 1948 Zinnwald – Georgenfeld wurde erneut zum Zufluchtsort zahlreicher Heimatvertriebener aus Böhmisch – Zinnwald und den östlichen Siedlungsgebieten Europas. Mit den Vertriebenen kamen diesmal auch viele Katholiken. Nach 400 Jahren fanden nun wieder in Notkapellen der Umgebung katholische Gottesdienste statt. 1958 Mit Zustimmung der evangelischen Kirchenleitung und der evangelischen Bürger Zinnwalds durften die Katholiken jeden Sonntag die Exhulantenkirche zur Lesung einer Messe benutzen. 1964 Aus einem verfallenen Haus wurde die katholische Kirche “Hl. Bruder Klaus” gebaut, daraufhin erhob man die Lokalie Geising zur selbstständigen Pfarrei “HL. Bruder Klau von Flüe” Geising – Zinnwald. 1989 Die katholische Kirche erhielt zu ihrer 25 Jahresfeier einen Glockenturm mit drei Glocken. Möglich wurde dieses durch Spenden von ehemaligen Böhmisch – Zinnwalder Bürgern, die auch heute noch eng mit Ihrer alten Heimat verbunden sind und denen unser besonderer Dank und Respekt gehört. |